Wieder ist der Herbst
vorbei und ich bin nicht in Russland gewesen. Manchmal ist das Jahr
einfach zu kurz: im Sommer haben wir unser Monokel komplett auf den
Kopf gestellt und runderneuert und im Oktober waren zu Hause neue
Fenster dran. Eine Aktion, die ich mir einfacher vorgestellt habe und
die zum heutigen Tag auch noch nicht abgeschlossen ist.
Aber die fehlende Reise
tut unserer Verbindung nach Elista keinen Abbruch. Fest sind unsere
Beziehungen inzwischen geworden. Wir telefonieren, schreiben mails,
schicken Pakete ins Kinderhaus und bekommen Post und Grüße von dort
über andere Menschen, die dieses Jahr da waren. Zum Beispiel Pfarrer
Peter Danisch. Er war von 1993 bis 2010 mit Pfarrer Reinhard Palitza
und Pfarrer Wilhelm Palisch in Tscheljabinsk und hat in dieser Zeit
auch Alberta, damals in Astrachan, kennengelernt. Als er, nun im
Ruhestand und wieder in Magdeburg wohnend, im September - Oktober
diesen Jahres eine Vertretung in der deutschsprachigen St.
Elisabeth-Gemeinde in Moskau übernahm, machte er auch für eine
Woche einen „Abstecher“ nach Elista. Seine Fotos mit meinen
Erinnerungen zu mischen war schön.
Und im September waren die
Astrachaner in Zittau bei ihrer Partnergemeinde. Da bin ich mit
meinem Mann mal rüber gefahren und hab „drei Fliegen mit einer
Klappe geschlagen“: die Russen getroffen, ein paar Umschläge an
Mirella, Swetlana und die kanadischen Schwestern mitgeben können und
den dortigen neuen Pfarrer erlebt. Es waren schöne Begegnungen, auch
wenn mein Russisch schon wieder schläft. Und mit unserem Pfarrer
Thomas Cech mal wieder (auf deutsch) zu schwatzen tat gut. Er hat
sich eingelebt und lässt alle herzlich grüßen.
Wenn
ich mit Alberta telefoniere, bin ich immer wieder fasziniert von
ihrer Kraft und ihrem Gottvertrauen, mit dem sie diesen Jugendlichen
Mutter und Erzieherin und Glaubenszeugnis ist.
Jedem
hat sie eine schulische Förderung und dann eine berufliche
Ausbildung erkämpft. Jeder geht seinen ganz eignen Weg und weiß die
Familie als Rückenstütze hinter sich. Jeder weiß um seine
Menschenwürde, trotz Behinderung oder anderer Widrigkeiten. Jeder
hat gelernt, dass es wichtig ist und sich lohnt zu kämpfen und
seinen Platz zu finden. Und dabei sind sie alle gemeinsam eine
fröhliche Bande, die Sie hiermit ganz herzlich grüßen lassen.
Und
was heißt das im einzelnen?
Sergej (den ja nun alle in
St. Hubertus kennen) wohnt jetzt in St. Petersburg. Am 6. Oktober hat
er sein Apostolat (1. Probejahr) bei den Franziskanern begonnen. Er
studiert im Priesterseminar, aber ob er mal Bruder oder Priester wird
ist noch offen. Im nächsten Jahr ist geplant, dass er ein Jahr nach
Polen geht, weil die Franziskaner von dort kommen. Für die innere
Berufung hätte er das deutsche Hörgerät nicht gebraucht, aber im
Seminar denkt er oft dankbar an uns.
Tonia,
die uns mit im vergangenen Jahr besuchte, war damals auch zur
Diagnostik ihrer Epilepsie in Italien. Inzwischen geht es ihr besser,
wahrscheinlich auch, weil alle mit der Zeit ruhiger wurden und nicht
mehr ängstlich auf jeden neuen Anfall warteten.
Auch
Lola (die bei den Paralympics mit ihrem Tischtennisschläger dabei
war) ist ausgezogen. Sie studiert jetzt in Moskau Psychologie. Das
ist möglich, weil die Uni behindertengerechte Wohnmöglichkeiten
direkt auf dem Gelände anbietet. Auch wenn die planerischen
Vorstellungen, wie viel Platz drei Rollstühle in einem Zimmer
brauchen nicht ganz der Realität entsprechen. Lola hatte sich das
Studieren leichter vorgestellt, weiß, dass sie jederzeit zu Alberta
zurück kann, sagt aber: „ein Jahr wird durchgehalten und dann
sehen wir weiter!“
Denken
Sie nicht, dadurch wäre es im Kinderhaus jetzt leerer. Inzwischen
wohnt die 16jährige Natascha mit in der Gemeinschaft.
Olga
(deren Geschick wir bei jeder Bastelarbeit bewundert haben, egal was
wir mitbrachten) hat ihre Stuckateurausbildung beendet, aber eine
versicherungspflichtige Arbeit zu finden ist fast unmöglich. Nun hat
die Gemeinschaft Johannes XXIII sie halbtags im Kinderhaus
eingestellt. Alberta ist darüber sehr froh, denn das ist eine Hilfe,
die bleibt. Die nicht aller viertel Jahre für ein neues Visum nach
Italien zurück muss.
Simona
ist in ihrem letzten Ausbildungsjahr zur Grundschullehrerin und
absolviert grad ein Schulpraktikum. Vor zwei Monaten starb ihre
Großmutter. Eine wichtige Person in ihrem Leben, denn diese suchte
damals in Marx für Simona Hilfe bei den katholischen Schwestern.
Und über den damaligen Pfarrer Clemens Pickel kam sie dann zu
Alberta.
Swetlana
kämpft sich durch den Schulstoff und wird jetzt auch, wenn
gesundheitlich möglich, fast täglich von Alberta in eine
öffentliche Schule gebracht. Das ist genauso schön wie anstrengend
und kostet Kraft, die woanders dann manchmal fehlt.
Und
Alberta selber war im Oktober mit Bischof Pickel und 20
anderen Ordensleuten für 5 Tage auf dem Weg nach Fatima. Bischof
Pickel schreibt in seinem Blog ( kath-ru.blogspot.com ) von vielen
schönen Erlebnissen und Begegnungen.
Kurz vor der Abreise rief
Alberta mich an. Ein bisschen schwatzen, wie es uns so ohne „Vater
Thomas“ (die wörtliche Übersetzung der Priesteranrede in
Russland) geht, was die einzelnen Menschen, die sie näher
kennenlernen konnte so bewegt, ob es noch die Werktagsmessen gibt, ob
es immer noch die ausländerfeindlichen Demonstrationen gibt, ob das
Heim im Hochland gut ist für alle, wie es mir als Großmutter geht
und viele andere Dinge. Es war ein schönes Gespräch und nur einmal
brach die Verbindung ab, weil soooo lange skypen, das gehört sich in
Russland vielleicht nicht und jemand „zog den Stecker“.
Im Sommer haben wir dann
auch die seit zwei Jahren angedachte Einladung, uns doch mal zu
besuchen, endlich ordentlich formuliert. Pfarrer Wladimir freut sich
auf diese Reise und nun muss in der Gemeinde noch geklärt werden,
wer mitkommt. Die kommenden Kollekten für Elista werden diesen
Besuch finanzieren. Sonst wäre er für keinen möglich. Da sind wir
als Kreis und unsere Partnergemeinde sehr dankbar für alle
Unterstützung. Und einen Termin gibt es auch schon so ungefähr. Und
zwar rund um den 28. August 2016. An dem Tag werden wir mit unseren
Gästen Gemeindefest feiern.
Im
Oktober haben wir auch mal wieder ein Paket mit Bastelmaterial
hingeschickt. Wenn Sie den Schutzpatron für die russische Post
kennen: es wäre schön, wenn die Sachen nicht erst im neuen Jahr
ankommen. Und Mitte November geht das Weihnachtspaket auf die Reise.
Das können sie gleich mit verbeten.
Das
soll für heute als Info reichen.
Im
Namen unserer Partnergemeinde sage ich allen Lesern für das
gemeinsame Unterwegssein in Gedanken, Gebeten, Fragen und Spenden -
DANKESCHÖN.
liebe
Grüße Maria Schmidt
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