Historie

19. September 2013

Mittagsruhe - послеобеденный отдых

Das Wort (wörtlich übersetzt: nach dem Mittagessen ausruhen) beschreibt ein bisschen unseren Besucherstatus: wir sind gern gesehene Gäste (wurden von Pfarrer Wladimir, Alberta, Tonia, Praktikant Markus und Sergej aus der Gemeinde abgeholt)  es gibt kleine Besonderheiten, die im Alltag nicht üblich sind (zum Beispiel selbstgebackenen Kuchen), es wird am Anfang gefragt, ob wir für unsere Zeit hier spezielle Wünsche haben (haben wir: ich möchte gern mal an einen Salzsee) aber dann werden wir sangundklanglos in den normalen Alltag integriert. Heute durften wir in der Küche mit kochen, im Kinderzentrum haben wir Danara kennengelernt, Tischtennis gespielt, dann ging es ab in die Turnhalle zum Ballspielen, Bodenturnen, Springen, Rennen usw. Die Anleitung dazu kommt von Alberta oder Markus, es ist kein besonderer Kurs oder so. Es ist einfach nur die Möglichkeit sich mit dem ganzen Körper in einem geschützen und großen Raum nach allen Richtungen bewegen zu können. Und ein kleiner “Ausflug“ ist es außerdem: bis alle marschfertig und der Ball und die Turnschuhe verpackt sind.
Anja und Saclara haben uns strahlend wiedererkannt und sich über die mitgebrachten Fotos vom letzten Jahr gefreut. Das Kinderzentrum ist immer noch keine große Anlaufstelle geworden. Aber immerhin: Danaras Mutter hat über den Stand auf dem Stadtfest von dieser Möglichkeit der Betreuung erfahren und ist dankbar dafür. Albertas Spruch dazu: es sind kleine Schritte, die wir tun können.

Unsere jährlichen Besuche lassen uns erleben, wie die Kinder groß werden. Und dazu gehört, dass sie zum Teil gar nicht da sind. Sergej macht grad ein 3monatiges Praktikum in Italien, in der Nähe von Boozen. In einem Familien/Kinderhaus ähnlich dem von Alberta. Und Olga ist mit ihrer Großmutter im Urlaub. Sie werden wir, wenn alles klappt in Astrachan treffen.
Die Kinder werden selbstständig und das ist ja auch Albertas großes Ziel: den Kindern trotz ihrer Behinderungen den Weg in ein eigenständiges Leben zu ermöglichen.
Ich fand es trotzdem schade, dass nicht die ganze Familie beisammen ist.
Meine Familie wird jetzt denken: Typisch Maria!

Christoph wohnt wieder im Pfarrhaus. Ob er auch beim Pfarrer wohnt muss sich noch zeigen. Heut morgen sind die beiden nach dem Aufstehen gleich zur Post um uns registrieren zu lassen. Danach kamen sie ins Kinderhaus und Christoph brauchte erst mal Frühstück. Auf die Frage, ob Pfr. Wladimir mit frühstücken wolle, antwortete der: nein, er habe schon gefrühstückt. Und dann hat er sich verabschiedet, weil er noch etwas arbeiten müsse. Wir können uns immer noch nicht vorstellen, was er dann macht. Alberta zuckt auch nur die Schultern.

Während ich diese Zeilen im Garten im Sonnenschein schreibe, hält das Haus Mittagsruhe und Alberta, Markus und Christoph sind auf den Markt gefahren, Mais als Winterfutter für die noch kommenden Hühner zu holen. Für diese Hühner hat Christoph letztes Jahr einen kleinen Baum im Garten gefällt, um Platz für den Stall zu schaffen. Und Markus erste Aufgabe hier war der Bau eines Hühnerhauses. Dafür hat er einen Sack Zement und blaue Farbe gekauft. Alles andere hat er sich im Hof zusammen gesucht. Und er kann stolz auf sein Ergebnis sein. Nur Alberta vermisst jetzt ihre Abdeckung fürs Gemüsebeet. Die ist mit verbaut worden. Für einen der nächsten Tage sind die Hühner angekündigt. Wir sind alle gespannt.
Spannend wird auch unser „Programm“ die Tage hier: Donnerstag sind wir bei Sergej zum Abendessen eingeladen, für Freitag hat eine Frau uns Konzertkarten fürs kalmückische Nationalorchester besorgt, Samstag ist Stadtfest und wir haben wieder einen Stand, Sonntag ist Gemeindetag und Montag fahren wir nach Astrachan und machen auf dem Weg auch an einem Salzsee Halt. So wird die Woche wieder wie im Fluge vergehen.

Nun sitze ich schon auf der Bettkante. Vor einer halben Stunde habe ich noch allein im Garten gesessen und mich mit dem Vollmond am wolkenlosen Himmel unterhalten. Und ihm mein Leid geklagt, dass ich im Tischtennis gegen Markus verloren habe. Wir haben heute ein bisschen geübt, denn in den nächsten Tagen soll es ein Turnier Russland gegen Deutschland geben.

Mit Alberta haben wir auch schon über Sergej und das Projekt „Hörgerät“ gesprochen. Ergebniss: wenn wir in Dresden bei einem HNO Arzt die Bereitschaft zur Hilfe finden, sollten wir Sergej während seines Italienaufenthaltes nach Dresden einladen. So nah ist er danach dann lange nicht mehr. Wir sind gespannt.

Hab ich heut strukturierter erzählt? Ich glaub nicht. Es sind so viele Sachen, die ich erzählen möchte. Die aber vielleicht nur mir wichtig sind und sonst gar keinen interessieren. Und manches hat auch nur im Erleben die Bedeutung. Und im Text kann es kein Mensch nachvollziehen, was daran jetzt sooo wichtig oder besondes ist.  Und lange Texte liest sowieso kein Mensch.

Also morgen wieder ein Stückchen.
Ich wünsche allen einen sonnigen Tag.
Liebe Grüße Maria

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