Historie

20. September 2013

Glaube – Liebe – Hoffnung

In Russland gibt es diese drei christlichen Grundwerte als gewöhnliche Mädchennamen. Das in einem Staat, der 70 Jahre versucht hat, die Religion aus den Köpfen und Herzen der Menschen zu reißen! Das verblüfft mich immer noch. Und ich find es wunderschön.
Und es klingt auch wunderschön:  Вера - Люба - Надежда

Bis jetzt hab ich noch nicht viel von der katholischen Gemeinde erzählt. Und das liegt daran, dass wir noch nicht viel Gemeinde gesehen haben. Sergej hat uns mit abgeholt und im täglichen Gottesdienst war bis jetzt jedesmal nur Pani Suta da (polnisch: Frau Elisabeth). Sie ist Pathologin für Gerichtsmedizin und hat uns die Karten fürs Konzert morgen besorgt.
Gestern kamen wir erst zum Eingangslied. Ich kam als erste in die Kirche und hab den traurigen Eindruck von Zelebrant und einem Gemeindemitglied immer noch vor Augen. Das war in den vergangenen Jahren anders. Da kamen am Ankunftstag fast alle. Vor allem zu Gucken, wer denn so aus Deutschland diesmal kommt aber auch so waren die Werktagsmessen besser bis gut besucht.  
Inzwischen sind Anna Wassilewna und Nikolai Andrejewitsch nach Rostov gezogen. Nach langer Zeit haben sie ihr Haus an der neuen orthodoxen Kirche endlich verkaufen können. Das schwierige daran war, dass es auch am Friedhof lag. Nun wohnen sie 500 km weiter weg bei ihren Kindern.
Alle anderen Gemeindemitglieder haben es, laut Alberta, zur Zeit in den Füßen, im Kreuz oder im Kopf. Ich bin sehr auf den Sonntag gespannt.
Pfarrer Wladimir scheint auch kein Geistlicher zu sein, der Menschen anzieht. Die RKW ist dieses Jahr ausgefallen. O-Ton Alberta: „es kam nicht zustande“
Nun hat Christoph die undankbare Aufgabe herauszufinden, was Pfarrer Wladimir mit den 400 Euro vom vergangenen Jahr für die Gemeinde getan hat. Die RKW wäre zum Beispiel ein gutes Projekt gewesen.
Wir haben diesmal 800 Euro mitgenommen und sind in der Verteilung (Gemeinde / Albertas Familie und Kinderhaus) noch unschlüssig. Frau Ehrlich (GCL und Mitinitiantor unserer Partnerschaft) bat mich, auch Pfarrer Wladimir für den privaten Gebrauch etwas Geld zu geben, da die russischen Priester so wenig verdienen. Ausländische Priester und Ordensleute werden von ihrem Heimatbistum bezahlt, da sieht der Kontostand anders aus.

Wenn ich unsere mitgebrachten Fotos betrachte, vom Gemeindefest, der RKW mit 70 Kindern, Herr Kesslers 50jährigem Orgeljubiläum, hab ich ein dankbares Gefühl in mir und frage mich, ob wir das alles wirklich schätzen können. Und was wir dafür tun, dass es nicht weniger wird, sondern sich mehrt und vertieft.

Einschub: lange Sätze! und die Kommasetzung hab ich auch nicht erfunden (höchstens meine eigne). Bitte einfach so nehmen wie es ist. Danke!

Unser Tag heute:
gemeinsames Frühstück bei Alberta, Christoph hat leckere Birnen mitgebracht.
Danach zu viert, also alle Deutschen, ins Nationalmuseum: Geschichte Kalmükiens angefangen bei der Erschaffung der Welt und der Steppe, danach verschiedene Räume zum Nomadentum, Buddhismus, Sozialismus, großen Vaterländischen Krieg und zur orthodoxen Kirche. 2010 waren wir schon einmal in diesem Museum und es ist in den vergangenen Jahren einiges dazu gekommen. Übrigens: die Fotoerlaubnis im Museum kostet mehr als der Eintritt mit persönlicher Führung.
Mittagessen, Mittagsruhe (ich nutze dazu den Sonnenschein im Garten), Teezeit (in der wir endlich unsere kleinen Mitbringsel verteilen), verschiedenes Tun in Hof, Haus und Garten ( ich hab mit Tonia Ball gespielt und werde im Fangen langsam besser), 18 Uhr ist Gottesdienst und danach Abendessen bei Tatjana Ivanovna. Sie wohnt mit ihrem Sohn Sergej, dessen Frau und den drei Enkeln (6, 3 und 1 Jahr) zusammen.
Wir vermuten, dass Tatjana den ganzen Tag in der Küche gestanden hat um zu kochen, braten und backen.  Als sie dann mitbekam, dass ich kein Fleisch esse verschwand sie nochmal in der Küche und kam mit speziellen Käseblinis wieder – ein ganzer Teller voll, dabei hätten Kartoffelbrei, Gemüse und Salat wirklich gereicht, zumal es ja noch Torte gab. Oder nur die Blinis, denn die waren oberlecker. Das viele Essen hier ist für mich wirklich ein klitzekleines Problem.  

Gegen 21 Uhr machen wir uns genudelt auf den Heimweg und sitzen dann noch ein Stündchen mit Alberta in der Küche. In unserem Gespräch geht es um die Praktikanten aus Italien (die vom italienischen Staat mehr als das Doppelte eines Universitätslehrergehaltes in Russland monatlich bekommen), die Probleme zwischen Orthodoxen und Katholiken (die in Kalmükien geringer sind als in anderen Teilen Russlands, weil hier die orthodoxe Kirche selber Minderheit ist – Staatsreligion ist der Buddhismus), Pfarrer Wladimir (dessen Bleiben oder Versetzung grad auf Bischof Pickels Schreibtisch entschieden wird), die Außenstationen (zu denen Pfr. Wladimir noch einmal im Monat fährt um Gottesdienst zu halten) und Elsa, die 2 Jahre bei Alberta mit im Haus wohnte um sich für die Gemeinschaft Joh.XXIII zu prüfen. Inzwischen wohnt sie in einer eignen Wohnung, unterrichtet Geschichte und Philosophie an der Uni und am Berufsgymnasium und hat ein 14jähriges behindertes Mädchen bei sich aufgenommen. Ihr wird ein Teil unserer finanziellen Unterstützung gelten. Damit Elsa für sich ein Bett kaufen kann, denn in ihrem schläft jetzt das Mädchen.

Es ist 01.10 Uhr. Eine schöne Zahlenspielerei, die wir zu hause pflegen. Aber auch eine gute Zeit um das Licht zu löschen, euch einen guten Tag zu wünschen und meinem Simon Danke zu sagen. Er stellt die Briefe in den Blog. Und ich kann inzwischen locker am russischen Computer mit Stick eine Mail mit Anhang an ihn schicken.

Liebe Grüße Maria



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