Heute sind wir am Ziel unserer Reise
angekommen: bei Alberta und ihrer Familie, in St. Franziskus, bei
отец Wladimir (das heißt übersetzt
Vater, eine schöne Bezeichnung für den Pfarrer der Gemeinde, finde
ich) und in Elista, das sich in einer für uns unüblichen Farbe
zeigt weil es die letzten Nächte viel geregnet hat. Die ganze Steppe
war aus der Luft betrachtet ungewohnt grün. Sylvia war kurz der
Meinung, wir wären falsch gefahren.
Der Weg hier her war etwas holprig, was
vielleicht verständlich ist, wenn drei Menschen aus drei
verschiedenen Richtungen sich dann kurz vor dem Flug endlich treffen.
Das wünsche ich mir für die nächste Reise wieder anders. Dann
hätte ich auch nicht alleine im Taxi gesessen, mit einem Fahrer der
die letzten 48 Stunden nicht geschlafen hatte, der sich mit
Sekundenschlaf und Gesprächen in russisch-englischen Mix munter
zuhalten versuchte. Dazu das normale Moskauer Verkehrschaos, ich wär
am liebsten ausgestiegen! Aber was war die Alternative? Ich hätt die
zehn Tage auch eine Wallfahrt zum Moskauer Flughafen machen können.
Hätt ich wahrscheinlich geschafft.
Und jetzt sind wir wieder hier für ein
paar Tage zuhause. Es gab große Freude auf beiden Seiten, selbst
wenn man sich noch nicht kannte, wie zum Beispiel Markus. Er ist
jetzt für 7 Wochen als „Praktikant“ im Kinderhaus. Und damit er
sein Russisch vertieft, wurde die bisherige Zeit mit ihm nur russisch
gesprochen. Anstrengend! Und Sylvia und ich weichen diese Regel
gleich mal auf, schließlich wollen wir zwar auch unser Russisch
anwenden, aber reden wollen wir auch!
Markus ist übrigens Thüringer! Er
arbeitet in Heiligenstadt in einer privaten Dialysepraxis und hat auf
seiner Suche nach einem Auslandseinsatz im sozial/medizinischen
Bereich den Vater von Bischof Clemens Pickel kennengelernt. Und so
ist der Weg nach Elista entstanden. Seit 1. September ist er hier und
Alberta eine große Hilfe. Im Frühsommer hat Markus in Dresden für
etwas Verwirrung gesorgt, weil es von Alberta hieß: „wir bekommen
einen Praktikanten aus Dresden“ Welcher Dresdner fährt nach
Elista und wir kennen ihn nicht???
Auflösung: Markus hat auch mal 4 Jahre
in Dresden gewohnt. Warum weiß ich noch nicht. Er hat es bestimmt
erzählt, aber am Tisch ist immer so ein Sprachengewirr von Deutsch,
Englisch und Russisch und jeder hat etwas zu fragen, zu erzählen, zu
korrigieren. Da geht einiges auch ins Universum ohne das es vorher
jemand hört.
Mein Gedanke, die Leute hier mit meinen
neu erkämpften Russischkenntnissen zu überraschen, ist auch etwas
im Universum verpufft. Es wird ganz selbstverständlich angenommen,
dass ich endlich etwas gelernt habe. Na gut …
Aber es macht Spaß. Alle amüsieren
sich und oft nutzen wir den gleichen Mix, den ich heut schon im Taxi
geübt habe. Bruno unterstützt mich tapfer beim Wörterfinden.
Heut nach dem Gottesdienst hat auch
Alberta ein neues Wort gelernt: Altweibersommer:
бабье лето.
Alberta begann die Übersetzung bei den
Großmüttern, den бабушки.
Das kam aber nicht so gut an, würde es diese doch
zu alten Weibern machen. So geht das nicht!
Ich merk grad, dass ich
ein bisschen zerstreut erzählt hab. Morgen wird es genauer. Heut bin
ich müde. Im Haus schlafen schon alle. Gute Nacht oder einen schönen
Tag wünscht Maria
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