Zum Frühstück gab es heut für jeden
einen kleinen Beutel mit Süßigkeiten und lustigen Dingen gefüllt.
Dazu unsere Mitbringel, wie Kaffee, Cappucino, Fotos vom letzten Jahr
und unserem Treffen in Osnabrück, ein Leporello von unserem neuen
Kreuzweg, ein Heft zur derzeitigen Ausstellung der Sixtina in
russisch und italienisch, die Morgenandachten von Bischof Pickel …
Trotzdem sich 10 Leute dann
Kirchenfertig machen müssen, ist der Start immer ziemlich ruhig. Und
10 min. vor dem Klingeln sind wir da. Wer nicht da war, war der
Täufling. So haben wir eine volle halbe Stunde gewartet. Und als die
Tauffamilie da war, war das Warten noch lange nicht zu Ende: der
Gottesdienst begann zwar und die Mutter sagte, das sie von der Kirche
Gottes für ihr Kind, ein 3jähriges Mädchen, die Taufe erbittet,
aber dann musste sie schon wieder raus. Der Vater ist orthodoxen
Glaubens und ging nicht mit vor. Auch nicht zur Taufe. Aber nicht
weil er etwas dagegen hätte, sondern weil er das gestrige Stadtfest
so lang und ausführlich gefeiert hat. Dafür hat er sich am
Fotoapparat festgehalten und das so sehr, dass ich nicht ein einziges
Bild mehr machen wollte. Nach der Predigt ist die Patin dann wieder
raus um die Mutter samt Kind zu suchen. Warten. Zur Taufe gab es dann
großes Kindergeschrei und wir haben als Abschluss unseren
Segenswunsch in ein Halleluja gepackt, das die Gemeinde mitsingen
konnte. Da stand die Mutter aber schon wieder an der Tür und ist nur
wegen uns geblieben. Zum Segen kam sie wieder rein. Beim Schlußlied
ist ihr Christoph hinterher, damit sie nicht vor dem Gruppenfoto, das
wir mit der Gemeinde machen wollten, nach Hause fährt. Das klingt
jetzt ziemlich chaotisch und war es auch. Aber da sich alle wie in
einer Familie kennen, ist das kein Problem gewesen. Und trotz allem
war eine tiefe Frömmigkeit, Andacht und Ehrfurcht zu spüren, die
auch uns ergriffen hat.
Im Gottesdienst hat Pfr. Wladimir den
Brief unseres Pfarrers verlesen und Christoph unsere Grüße und
Mitbringsel gleich selber in Russisch überbracht. Darum beneide ich
ihn! Ich nehm mir mal wieder vor, vor der nächsten Reise endlich
Russisch zu lernen.
Beim gemeinsamen Mittagessen, das
diesmal von der Tauffamilie ausgerichtet wurde, wurde viel gelacht,
gefragt, erzählt und gegessen sowieso.
Und nach der Mittagspause ging es in
die Steppe. Geplant war, an einer kleinen Quelle Heilwasser zu holen,
nur auf die Idee kamen vor uns schon einige und so war nichts mehr
übrig. Aber das macht die Steppe allein wieder wett. Ich hab ja
schon öfter darüber geschrieben aber eigentlich muss das jeder mal
selber erleben. Dazu hatte Anna Wassilewnja ein Picknick vorbereitet
und auch ihr Mann Nikolai Andrejewitsch war mit uns unterwegs. Zum
Abendbrot waren wir bei Valentina Wassilewnja eingeladen. Und alle
sind immer der Meinung, dass wir Mittagessen, Kaffee, Obstteller und
Konfekt brauchen. Und das möglichst aller 3 Stunden. Während es bei
meinen ersten beiden Besuchen so gut wie gar keinen Alkohol gab, kann
man das von diesem Besuch nicht sagen. Und nichts geht über einen
guten Trinkspruch. Halb elf haben wir uns dann auf den Heimweg
gemacht und im Kinderhaus mit Swetlana noch eine kleine Weile in den
Himmel geschaut, über den Mann fürs Leben, Berufswünsche und die
neue Unterrichtsform per Skyp nachgedacht. Die Lebensreife der
Jugendlichen hier im Haus ist beachtlich und ich bewundere Alberta
für das was sie mit und an den Kindern geleistet hat.
Inzwischen hat auch unsere Woche ein
bisschen Struktur bekommen und einige Fixpunkte: Gottesdienst im
Kinderhaus, Abendessen bei Tatjana, Besuch der neuen orthoxen Kirche
und des buddhistischen Tempels, Bibelteilen mit der Gemeinde,
Abschiedsausflug in die Steppe.
Hier auf der Bettkante bin ich schon
wieder im neuen Tag angekommen. Morgen kochen wir Ketchup für den
Winter und Ursula ist mit Mittagessenkochen dran.
Also Gute Nacht und einen schönen Tag
wünscht Maria
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