Hab ich schon von Lola erzählt? Sie kam jetzt im September 4 Tage vor uns aus Moskau in Albertas Familie, weil private Vereine und zu denen zählt die Kirche nach einem neuen Gesetz keine Heime mehr betreiben dürfen. Lola ist stark gehandycapt und auf den Rollstuhl angewiesen. Ihren Vater kennt sie nicht, ihre Mutter ist gestorben. So wuchs sie im christlichen Heim auf und wurde dort auch katholisch geprägt. Hier in Elista besucht sie nun ein Berufsgymnasium und macht eine Ausbildung in Richtung Justiz. Sie strotzt vor Energie und Ideen und macht auf mich einen sehr reifen Eindruck.
Ursula und Christoph haben heute im Garten gearbeitet. Zuerst war der Gedanke, auf dem Gemeindegrundstück mit Pfarrer Wladimir den Holzhaufen zu bewältigen. Er habe eine Motorsäge im Haus, die er Christoph gern geben könne, aber er wisse nicht, wie das Sägeblatt aufzuziehen sei. Mit diesem Satz hat er sich leider ein bisschen ins Abseits geschossen und Christoph nahm die noch original verpackte Säge und stellte sie samt seiner Muskelkraft Albertas Garten zur Verfügung. Dort sollte ein Baum gefällt werden, damit dann der Hühnerstall an die Stelle kann. Nach der Zielstellung gingen die Meinungen national wieder sehr auseinander. Am Ende machten sich Ursula und Christoph auf den Weg zu einem Baumarkt um Werkzeuge zu kaufen. Viel Erfolg hatten sie nicht und wir werden morgen einiges im Internet bestellen. Aber der Baum ist gefällt, morgen werden die Äste verkleinert und verlagert und dann können die Hühner kommen.
Während die beiden richtig schwer arbeiten und Ursula auch noch das Mittagessen für 10 Leute kocht, darf ich im Kinderzentrum basteln. Manchmal hab ich ein schlechtes Gewissen aber Alberta braucht noch ein paar Weihnachtsideen und immer auch gleich ein Muster dazu. Ich hab es echt gut!
Am Nachmittag waren wir dann noch in der neuen orthodoxen Kirche und im buddhistischen Tempel. In Beidem waren Menschen da, die sich für uns Zeit nahmen, einiges erklärten und unsere Fragen beantworteten.
Und nach dem Gottesdienst trafen wir uns mit der Gemeinde zum Bibelteilen. Wir waren mit 14 Menschen eine erstaunlich große Runde. Das diese Form des Bibellesens keine große Tradition in der Gemeinde hat, zeigte sich an den vielen Disskusionen zu einzelnen Textstellen. Und auch der Pfarrer musste noch eine kleine Kurzpredigt halten. Es war trotzdem schön und für mich ist immer wieder erstaunlich, was da so alles an guten und wichtigen Gedanken zusammen kommt. Den Abschluss bildete ein fröhliches Abendbrot und von vielen mussten wir uns dann auch schon richtig verabschieden, denn übermorgen sind wir nachmittags schon wieder in Moskau. Nur nicht dran denken.
Wobei ich glaube, dass Christoph schon froh sein wird, wenn er mal wieder ein ordentliches Bad benutzen kann. Während bei Alberta alles ziemlich europäisch gebaut und gepflegt ist, so ist im Pfarrhaus doch alles ärmlich und kaputt. Das kann man nicht alles Pfarrer Wladimir zuschreiben. Das Bad ist nicht viel schlimmer geworden als ich es vor 3 Jahren kennen gelernt habe. Aber es hat sich eben auch nicht viel verbessert. Manchmal denke ich, dass Pfr. Reinhardt (dem Deutschen, der hier nur 3 Monate Pfarrer sein konnte, dann starb er) auch diese Lebensumstände, die er in Tscheljabinsk schon überwunden hatte, sehr viel Kraft und Energie geraubt haben.
Neu in St. Franziskus sind die Platten im Hof, die hat Pfr. Wilhelm bei seinem Besuch hier spendiert und legen lassen. Neu ist auch die Elektrik im Gemeindehaus - es hängen keine Kabel mehr über den Tischen. Und in der Kirche ist der Brandschutzanstrich gemacht worden - den ersten Gottesdienst hat mich der Ammoniakgeruch noch sehr gereizt.
Auf die Außenstationen fährt Pfr. Wladimir wenn es hoch kommt einmal im Monat. Es gibt Überlegungen, diese Gemeinden, die den Status eigenständiger Pfarrein haben, aufzulösen und nicht mehr zu besuchen. Dann müssten die 5 Babuschkas aus Gorodowikowsk und Wesjoly zur orthodoxen Kirche und fragen ob sie dort zum Gottesdienst und zu den Sakramenten gehen dürfen. Von der katholischen Kirche aus dürfen sie. Sonderreglung für Russland!
Während ich im Bett liege und diese Zeilen schreibe, massiert Ursula Alberta gegen Überarbeitung und Swetlana um die Schmerzen im Rücken zu lindern. Sie kämpft immer noch mit dem Dekubitus, den sie sich vor Jahren im Heim bei mangelnder Pflege zugezogen hat.
Beide sind wir der Meinung, der andere hätte den schwereren Teil zu leisten und so ergänzen wir uns prima.
Zum Bibelteilen haben wir Lukas 7, 11-17 gelesen.
Vielleicht hat jemand Lust und Ruhe dafür. Wir können es nur empfehlen. Da steckt viel drin.
Liebe Grüße und gute Gedanken wünscht Maria
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